Die Glasschleifen waren im 19. Jahrhundert wichtig, da das produzierte Flachglas zunächst undurchsichtig war und erst durch das weiter bearbeiten in den Glasschleif- und Polierwerken transparent wurde. Die Filzteller kreisten über die Glasflächen, wurden mit Wasser und Poliermehl bearbeitet. Potte, so nannten man das Eisenoxid, das jeder Polier färbte und das noch heute wie roter Pulverschnee in der gesamten "Schleife" liegt. Bis zu zwölf Stunden wurde maschinell poliert, anschließend noch mit der Hand. Zehn bis 15 Leute umfasste die Belegschaft und 24 Stunden am Tag war das Drehen, das Rattern und Dröhnen zu hören. Sogar nachts waren zwei Personen beschäftigt. Mit der veränderten Flachglasherstellung, bei der das Glas schon transparent hergestellt werden konnte, kam im 20. Jahrhundert das Ende der Glasschleifen. Bis 1952 wurde die Schleife noch vom letzten Besitzer und seiner Familie, bewohnt und als Nebenerwerb, als sogenannte „Bauernschleife“ betrieben. Davon leben konnte die Glasschleifer-Dynastie schon seit Langem nicht mehr. Der Fortschritt des Industriezeitalters war nicht aufzuhalten und holte die alte Handwerkskunst ein. Seither lag die Glasschleiferei im Dornröschenschlaf. An manchen Stellen schält sich das wundervolle Backsteingebäude charmant aus dem alten Putz und die gut erhaltenen Klinker werden sichtbar. Die Glasschleife war 1890, mit dem Umbau der Anlage, die ursprünglich als Hammerwerk und Mühle genutzt worden war, entstanden. Aus Kostengründen wurde der Betrieb 1954 eingestellt.